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Familiendaten der
 Paul Wolfgang Merkelschen Familienstiftung Nürnberg

Prof. Dr. "Walter" Johannes Adolf Ritter von Baeyer

männlich 1904 - 1987  (83 Jahre)


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  • Name "Walter" Johannes Adolf Ritter von Baeyer 
    Titel Prof. Dr. 
    Geburt 28 Mai 1904  München,,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht männlich 
    Beruf Heidelberg Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    o.Professor der Psychiatrie Heidelberg, OStabsarzt a.D., Vizepräsident d. Weltverbandes f. Psychiatrie 
    • Träger d. Kraepelin Medaille in Gold u. d. Gr. Bdes-Verd.Kr
    Referenznummer 6-1.1.1.1.1 
    Tod 26 Jun 1987  Heidelberg Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I428  Paul Wolfgang Merkel | Keller-Daten
    Zuletzt bearbeitet am 6 Feb 2018 

    Vater "Hans" Emil Ritter von Baeyer,   geb. 28 Feb 1875, Straßburg,,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 21 Jan 1941, Düsseldorf,,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 65 Jahre) 
    Mutter "Hildegard" Karoline Luise Eugenie Johanna Merkel,   geb. 09 Okt 1882, Rostock,,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 08 Aug 1958, Heidelberg,,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 75 Jahre) 
    Eheschließung 16 Mrz 1903 
    Familien-Kennung F85  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie Dr.phil. Wanda von Katte,   geb. 27 Jun 1911, Berlin-Charlottenburg,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 20 Sep 1997, Heidelberg,,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 86 Jahre) 
    Kinder 
     1. "Hans-Rüdiger" Bolko Ritter von Baeyer,   geb. 09 Apr 1939, Nürnberg,,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 03 Sept 2010, Berlin Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 71 Jahre)
     2. Lebend
     3. Lebend
    Zuletzt bearbeitet am 1 Jun 2008 
    Familien-Kennung F188  Familienblatt  |  Familientafel

  • Notizen 
    • http://www.vonbaeyer.net/sites/vonbaeyer.net/files/walter.pdf
    • FEUILLETON
      Heinz Häfner (Rhein-Neckar Zeitung 28.Mai 1979)
      WALTER RITTER VON BAEYER ZUM 75. GEBURTSTAG
      Walter Ritter von Baeyer, vom 1. November 1955 bis zu seiner Emeritierung am 30. September 1972 ordentlicher Professor für Psychiatrie und Direktor der Psychiatrisch-Neurologischen Klinik der Universität Heidelberg, feiert heute seinen 75. Geburtstag. Er hat in seiner bescheidenen, durchaus moralischen aber zugleich sachlichen Art die Geschicke der deutschen Psychiatrie nach dem zweiten Weltkrieg beeinflußt wie kein anderer.
      Aus einer großen Gelehrtenfamilie hervorgegangen - Großvater Adolf von Baeyer war für die Entdeckung der Indigo-Synthese mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden, der Vater, Hans Ritter von Baeyer, Ordinarius für Orthopädie in Heidelberg, gilt als Begründer einer funktionellen Orthopädie -, wandte sich Walter Ritter von Baeyer nach dem Abitur am Kurfürst-Friedrich-Gymnasium in Heidelberg dem Studium der Medizin zu. Die Begegnung mit seinem Doktorvater August Homburger in Heidelberg, dem Begründer einer modernen Kinderpsychiatrie, war nach eigenem Zeugnis ausschlaggebend für seine wissenschaftliche Entwicklung. Sie bewahrte ihm in der strengen Schule deskriptiver Psychopathologie, die mit Karl Jaspers, Willmanns, Gruhle, Behringer und Mayer-Gross die damalige Psychiatrische Universitätsklinik in Heidelberg beherrschte, Interesse für die soziale und psychologische Dimension seines Faches. Auf diesem außergewöhnlich anregenden Hintergrund entstand seine Untersuchung über gemeinsame Wahnbildungen in engen Zweierbeziehungen.
      Der Nationalsozialismus brach tief in das Schicksal von Baeyers ein. Der Vater wurde als Sohn einer jüdischen Mutter 1933 aus dem Amt entfernt. Die Familie hatte schwer unter der Diskriminierung zu leiden. Der Direktor der Psychiatrischen Klinik, Willmanns, wurde ins Gefängnis geworfen und ebenfalls vom Amt suspendiert. Die Mehrzahl der Lehrer von Baeyers an der Heidelberger Klinik wanderten aus.
      Nach dieser Katastrophe verließ er Heidelberg, um als Stipendiat der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft an der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie in München eine neue Arbeitsmöglichkeit zu finden. An eine Hochschul-Karriere war nicht mehr zu denken. Selbst zur Eheschließung bedurfte es für den von den Nürnberger Gesetzen noch am Rande Bedrohten einer mutigen Partnerin. Er fand sie in Wanda von Katte, die mit ihm den dornenvollen Weg durch die dunkle Epoche der deutschen Geschichte ging. Ihm ähnlich, setzte sie nach dem Kriege ihre bitteren Erfahrungen produktiv in eine Mitwirkung am demokratischen Gemeinwesen um.
      Nach Ablauf des Stipendiums blieb von Baeyer nur noch der Weg in den geschützten Winkel der Sanitätsoffiziers-Laufbahn. Selbst dort setzte er sein wissenschaftliches Engagement fort. Während des Rußland-Feldzuges erarbeitete er mit Aschenbrenner eine Monographie über epidemisches Fleckfieber. Nach dem Kriege übernahm von Baeyer die Leitung der Psychiatrischen und Nervenklinik der Stadt Nürnberg. Klinische und psychopathologische Fragen und ein erster Beitrag zur Sozialpsychiatrie machten die Heidelberger Fakultät auf ihn aufmerksam. So wurde er am 1.11. 1955 auf den Lehrstuhl für Psychiatrie nach Heidelberg berufen.
      Die 16 Jahre seines Wirkens an der Klinik sind gekennzeichnet durch herausragende Studien zu den anthropologischen Grundlagen psychischer Störungen, zu den psychischen Folgen von Extrembelastungen und zum Freiheitsraum in der Krankheit. In vielfältiger Funktion, etwa als Vorsitzender des Ausschusses für die Verbesserung der Hilfe für psychisch Kranke beim Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge hat er auf die Gesetzgebung der Bundesrepublik Einfluß genommen. Als Mitglied des Exekutiv-Rates der World Federation of Mental Health und schließlich als Vizepräsident des Weltverbands für Psychiatrie gewann er ein Gutteil des verlorenen Ansehens der deutschen Psychiatrie zurück.
      Geehrt durch die höchste Auszeichnunq seines Faches, die Kraepelin-Medaille in Gold, die er 1976 zusammen mit dem dänischen Psychiater Eric Strömgren erhielt, blieb ihm auch eine Wiederholung erfahrener Bitternisse nicht erspart. 1970 traf den stets liberalen Hochschullehrer der irrationale Haß des Sozialistischen Patientenkollektivs. Diese Gruppe von Fanatikern warf ausgerechnet ihm die Euthanasie der Geisteskranken vor, schmähte und verfolgte ihn bis zur körperlichen Bedrängnis.
      Er wurde getroffen, aber nicht gebrochen. Leise, bescheiden, aber aktiv wie eh und je, arbeitet er an den wissenschaftlichen Zielen, die er sich noch gesetzt hat. Eine beachtliche Zahl von Schülern, deren wissenschaftliche Entfaltung er wie kein anderer zu fördern wußte, grüßen ihn dankbar an diesem Festtag.
      Heinz Häfner
    • http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=44157
    • Quelle: http://www.medart-forum.de/7677.html

      Helmut Kretz: Psychiatrie im Umbruch

      Pionier der psychotraumatologischen Forschung: Zum 100. Geburtstag von Walter Ritter von Baeyer

      Walter Ritter von Baeyer (1904-1987) wurde 1955 Direktor der Psychiatrischen und Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg. Der Sohn des ersten Ordinarius für Orthopädie an der Heidelberger Universität und Enkel eines Nobelpreisträgers für Chemie verbrachte bereits nach Abitur und Medizinstudium vier Assistentenjahre an der Heidelberger Klinik (1929-1933). Als sein Lehrer Karl Wilmanns 1933 amtsenthoben wurde, verließ von Baeyer die Klinik. Auch von Baeyers Vater verlor als von den nationalsozialistischen Rassegesetzen Betroffener sein Amt 1933. Walter von Baeyer verbrachte die NS-Zeit als Sanitätsoffizier.

      Unmittelbar nach Kriegsende wurde er zum Chefarzt der Psychiatrischen und Nervenklinik der Stadt Nürnberg ernannt, eine der ganz wenigen in Deutschland damals existierenden psychiatrischen Abteilungen an einem Allgemeinkrankenhaus. 1949 wurde von Baeyer von der US-Militärregierung zu einer Studienreise in die USA eingeladen. Die dort gesammelten Erfahrungen prägten von Baeyers Anstöße für die Entwicklung der Sozialpsychiatrie in Deutschland und an seiner eigenen Klinik. Mit Heinz Häfner konnte von Baeyer einen Mitarbeiter gewinnen, der in seinem Sinne zur Entwicklung der Sozialpsychiatrie in Deutschland entscheidende Beiträge lieferte. Für ihn gründete von Baeyer in seiner Klinik eine Abteilung für Sozialpsychiatrie und Rehabilitation, aus der schließlich das Mannheimer Zentralinstitut für seelische Gesundheit hervorging, dessen erster Direktor Häfner wurde.

      Von Baeyer war Mitglied des Exekutivausschusses der World Federation for Mental Health, der psychohygienischen Weltvereinigung und Vizepräsident der Weltvereinigung für Psychiatrie, für die er in den 70er Jahren den Missbrauch der Psychiatrie in der Sowjetunion zu begutachten hatte. Auf seine Intervention hin wurde die Sowjetunion aus dem Psychiatrischen Weltverband ausgeschlossen. Ohne die Impulse von Baeyers und das Engagement seiner Mitarbeiter, unter denen auch Karl Peter Kisker erwähnt werden muss, ist die stürmische Entwicklung der Sozialpsychiatrie in Deutschland ab Mitte der 60er Jahre nicht denkbar. Fundament für die sozialpsychiatrischen Konzepte war eine von von Baeyer geformte anthropologische Psychiatrie, deren Grundauffassung in der Studie "Der Begriff der Begegnung in der Psychiatrie" 1955 niedergelegt ist.

      Von Baeyer war auch ein Pionier der heute so wichtig gewordenen psychotraumatologischen Forschung. Die zusammen mit Häfner und Kisker zum Zeitpunkt des Beginns des Frankfurter Auschwitz-Prozesses erschienene Monografie "Psychiatrie der Verfolgten" zeigte, dass seelische Extrembelastungen auch ohne körperliche Schädigung krankhafte seelische Dauerfolgen bewirken können. Weitere herausragende Studien betreffen Fragen der Willensfreiheit in der seelischen Krankheit und in der forensischen Psychiatrie, den lebensgeschichtlichen Sinn psychopathologischer Phänomene und seelische Krankheit als Abwandlung des Seins. Gegen Ende seiner Amtszeit wurde von Baeyer von einer kleinen Gruppe radikaler Menschen um einen ehemaligen Assistenten der Klinik (sie nannten sich Sozialistisches Patientenkollektiv) bedroht und mit völlig ungerechtfertigten antipsychiatrischen Vorwürfen geschmäht, die gerade ihn besonders verletzten. Die große Mehrheit seiner Mitarbeiter und Schüler wusste, was sie diesem wissenschaftlichen, ärztlichen und menschlichen Vorbild zu verdanken hat. Die 17 Jahre seines Ordinariats waren geprägt von einer beispielhaften Atmosphäre geistiger Intensität, wissenschaftlicher Fruchtbarkeit und einer Liberalität im besten Sinne des Wortes. Heute wäre Walter Ritter von Baeyer 100 Jahre alt geworden.
    • http://www.psychiatrie-und-ethik.de/
    • https://biapsy.de/index.php/en/9-biographien-a-z/84-von-baeyer-walter-ritter-e