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Familiendaten der
Paul Wolfgang Merkelschen Familienstiftung Nürnberg
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1835 - 1921 (86 Jahre)
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Name |
Gottlieb von Merkel |
- Kirchenbuch
Karl Gottlob (?) Johannes
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Titel |
Dr. Med. |
Geburt |
29 Jun 1835 |
Nürnberg,,,,,,,, |
- Kirchenbuch 28. Juni 1835
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Geschlecht |
männlich |
Beruf |
Nürnberg,,,,,,,, |
Arzt
kgl.Bezirksarzt |
Referenznummer |
3-1.9 |
Tod |
13 Okt 1921 |
Nürnberg,,,,,,,, |
Beerdigung |
St. Johannisfriedhof J 21 |
Personen-Kennung |
I26 |
Paul Wolfgang Merkel |
Zuletzt bearbeitet am |
14 Aug 2022 |
Vater |
Johann (Hanni) Merkel, geb. 18 Nov 1785, St. Sebald gest. 25 Jan 1838, Nürnberg,,,,,,,, (Alter 52 Jahre) |
Mutter |
"Anna" Margaretha Barbara Held, geb. 26 Nov 1794, Nürnberg,,,,,,,, gest. 9 Jun 1843, Nürnberg,,,,,,,, (Alter 48 Jahre) |
Eheschließung |
18 Okt 1818 |
Nürnberg,,,,,,,, |
Familien-Kennung |
F4 |
Familienblatt | Familientafel |
Familie |
Emma Schwarz, geb. 04 Mai 1840, Nürnberg,,,,,,,, gest. 01 Dez 1921, Nürnberg,,,,,,,, (Alter 81 Jahre) |
Eheschließung |
30 Mai 1865 |
Nürnberg,,,,,,,, |
Kinder |
| 1. Christoph Merkel, geb. 01 Aug 1866, Nürnberg,,,,,,,, gest. 27 Jan 1867, Nürnberg,,,,,,,, (Alter 0 Jahre) |
| 2. Grete Merkel, geb. 14 Mai 1868, Nürnberg,,,,,,,, gest. 06 Dez 1948, Nürnberg,,,,,,,, (Alter 80 Jahre) |
| 3. Emilie (Mix) Merkel, geb. 05 Sep 1869, Nürnberg,,,,,,,, gest. 29 Apr 1903, Kiel,,,,,,,, (Alter 33 Jahre) |
| 4. Wilhelm Merkel, geb. 27 Jan 1871, Nürnberg,,,,,,,, gest. 23 Nov 1872, Nürnberg,,,,,,,, (Alter 1 Jahr) |
| 5. Prof. Dr. med. "Hermann" Karl Merkel, geb. 07 Jun 1873, Nürnberg,,,,,,,, gest. 27 Mai 1957, München,,,,,,,, (Alter 83 Jahre) |
| 6. Dr. jur. Johannes Merkel, geb. 06 Dez 1875, Nürnberg,,,,,,,, gest. 21 Mrz 1960, Nürnberg,,,,,,,, (Alter 84 Jahre) |
| 7. Heinrich Merkel, geb. 26 Okt 1877, Nürnberg,,,,,,,, gest. 13 Nov 1916, Leipzig,,,,,,,, (Alter 39 Jahre) |
| 8. Gottlieb Merkel, geb. 01 Nov 1879, Nürnberg,,,,,,,, gest. 07 Mrz 1880, Nürnberg,,,,,,,, (Alter 0 Jahre) |
| 9. Benno Merkel, geb. 02 Feb 1882, Nürnberg,,,,,,,, gest. 25 Okt 1929, Elberfeld,,,,,,,, (Alter 47 Jahre) |
| 10. Georg Merkel, geb. 02 Feb 1882, Nürnberg,,,,,,,, gest. 28 Mai 1968, Rummelsberg,,,,,,,, (Alter 86 Jahre) |
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Zuletzt bearbeitet am |
19 Dez 1998 |
Familien-Kennung |
F19 |
Familienblatt | Familientafel |
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Fotos
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 | Personenbild Merkel Gottlieb 1863 von Joh. Hahn, "Artistisches photographisches Atelier" in Nürnberg vor dem Maxtor |
 | Merkel Gottlieb 1865 Gottlieb von Merkel von Joh. Hahn, "Artistisches photographisches Atelier" in Nürnberg vor dem Maxtor |
 | Merkel Gottlieb 1915 Goldene Hochzeit 30.5.1915 im Garten des Kulturvereins Nürnberg:
1.Franz Hennighaußen 2.Ilse Merkel 3.Hermann M. 4.Pauline M.geb.Volleth 5.Heinrich M. 6.Martha Hennighaußen 7.Georg M. 8.Trude M. 9.Marie M. 10.Wilhelm M. 11.Elisabeth M. 12.Johannes M. 13.Anna M.geb.Brunner 14.Benno M. 15.Emma M. 16.Ilse M. 17.Maja Hennighaußen 18.Hans M. 19.Gerte Hennighaußen 20.Werner M. 21.Clär Brunner 22.Emma v.M.geb.Schwarz 23.Gottlieb v.M. 24.Margarethe M. 25.Lotte M. 26.Tilly M. 27.Elisabeth M. 28.Emmy M.geb.Jäger 29.Georg M. 30.Gottlieb M. |
 | Hennighaussen Nachlass 1 Thilde Hennighaussen gibt am Familientag 2002 4 Fotos aus Nachlass von Walther Hennighaussen:
1. Goldene Hochzeit der Urgroßeltern Gottlieb und Emma geb. Schwarz; ca. 30.5.1965 |
 | Merkel Gottlieb 26 Ahnentafel Ruth Iversen 1960 bzw. Ute Ernst-Bildersammlung:
aus Ahnentafel |
 | Merkel Gottlieb von Ahnentafel Ruth Iversen 1960 bzw. Ute Ernst-Bildersammlung:
gerahmtes Bild |
 | Merkel GOTTL v Merkel GOTTLIEB von (Ausschnitt) von Albrecht Merkel über Rainer Volck an Eberhard Brick 5.5.2006 |
 | Merkel GOTTLIEB v. Merkel GOTTLIEB von ; von Albrecht Merkel über Rainer Volck an Eberhard Brick 5.5.2006 |
 | Merkel Gottl v Büste Dr. Gottlieb v. Merkel 1835-1921; die Büste wurde 2001 in denKellerräumen der HNO-Klinik im Nordklinikum gefunden (s.Text); von Albrecht Merkel über Raienr Volck an Eberhard Brick 5.5.2006 bzw. aus Internet |
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Notizen |
- S. 40 Glossner, St. Johannisfriedhof zu Nürnberg: "Dr. Gottlieb von Merkel, Obermedizinalrat, Krankenhausdirektor, Ehrenbürger der Stadt Nürnberg. ... Auf seine Anregung und unter seiner Leitung wurde das Gesundheitswesen der wachsenden Großstadt Nürnberg auf eine neue Grundlage gestellt und ausgebaut...."
Lebenslauf, verfasst von Friedrich Merkel, 25.3.1972
III-1.9 Gottlieb von Merkel (29.Juni 1835 - 13.10.1921).
Die schöne Sitte, die Onkel Paul von Merkel eingeführt hat, unserer bedeutenden Ahnen der ersten und zweiten Generation systematisch am Familientag zu gedenken, habe ich insofern fortgesetzt, als ich sowohl die Vorväter der dritten (Caspar Gottlieb), der vierten (Andreas) und fünften Generation (Johann) ausführlich geschildert habe, als auch insbesondere in der Deszendenz die dritte Generation, bisher einen Enkel Paul Wolfgangs biographisch skizzierte. Im Vorjahr also sprach ich über den hochbedeutenden Johannes Merkel, den Paul Wolfgang selbst noch erlebt hat, als er 1819 geboren ward. Heute wollen wir uns seinem 16 Jahre jüngeren Bruder zuwenden, dem am 29.6.1835 geborenen Karl Gottlieb Johannes Merkel. Noch nicht dem Knabenalter entwachsen, lernte er das schwere Los des Waisenkindes kennen, da er mit 3 Jahren den Vater, mit 8 Jahren die Mutter verlor. Ja, man kann eine Parallele der Schicksalshärte erkennen, wie sie genau so traf seinen Urahn Johann, der in verzweifelnder Lage 1643 nach Nürnberg mit nur einem Kreuzer in der Tasche einwanderte oder mit dessen Sohn Andreas, der ebenfalls als Waisenkind eine harte Jugend erleben musste, als ihn die Vormünder um sein Hab und Gut gebracht hatten.
Man wollte schon an seinem Fortkommen verzweifeln und ihn zu einem Buchbinder in die Lehre geben und als er selbst sich dessen weigerte, kam er zu Verwandten nach Bayreuth, wo er auch glücklich das Gymnasium absolvierte. Die Elternlosigkeit hatte er schwer empfunden: "Rumgstoßen bin i worden, die Mutter hat gefehlt, das geht ein'm halt nach das ganze Leben"- hörte man ihn manchmal sagen.
1853 zog er auf die Universität Halle, woselbst sein 16 Jahre älterer Bruder Johannes Professor der Rechte war, der sich seiner nunmehr brüderlich annahm, wie umgekehrt späterhin Gottlieb eine wertvolle Stütze für Johannes werden sollte, als dieser 42jährig (1861) todkrank in Meran noch Heilung suchte, wenn auch vergeblich.
Man findet hier, wie so oft schon in der Stiftergeneration, einen so treuen geschwisterlichen Zusammenhang, der zahllose Beispiele aufzählen ließe.
Begleiten wir den jungen Studenten der Medizin von Halle nach Erlangen, nach Wien und Prag und zuletzt nach Würzburg, so erkennen wir, wie er aus reiner Neigung Arzt wurde und zeitlebens seinen bedeutendsten Lehrern (Gerlach, Dittrich, Skoda, Oppolzer und Bamberger) ein höchst ehrendes Gedenken bewahrte, wie wir in seiner Biographie lesen können. 1859 kam er als Assistent ans Nürnberger Krankenhaus (zu Dr. Geist). Ein Plan, sich in Halle zu habilitieren, kam nicht zur Ausführung, als er sich 1862 in Nürnberg niederlassen konnte, wo er nebenbei fleißig wissenschaftlich arbeitete, besonders in Tuchfühlung mit Prof. Zenker und Ziemssen der Universität Erlangen.
1867 wurde er Ordinarius der med. Abt. des städt. Krankenhauses inNürnberg und dieses wurde unter seiner geistigen Führung einePflegestätte der Wissenschaft, man denke nur an die durch ihn erforschteStaublungenerkrankung.
Als er 1888 den ehrenvollen Ruf erhielt, nach Curschmanns Tod dieLeitung des neu erbauten Hamburger Krankenhauses in Eppendorf zuübernehmen, lehnte er schweren Herzens ab, so stark war seinHeimatgefühl eines bodenständigen Nürnberger Sohnes. Man hörte ihn oftsagen: ?Unsere Wurzeln im Nürnberger Boden reichen ganz tief, tiefer alsder Nürnberger Stadtgraben.? Zum Dank seines Bleiben wurde ihm der Baueines Neuen Krankenhauses in Nürnberg gewährt, das ganz nach demEpfendofer Krankenhaus gebaut wurde, wie überhaupt damals derPavillonbau höchst modern war und nur noch in Leipzig und Berlin zusehen war. So wurde nach einigen Besichtigungsreisen dorthin der Neubaudes Krankenhauses ganz seine eigene Schöpfung.
Daneben war er aber schon 1874 Bezirksarzt der Stadt geworden und ihmoblag die Hygiene der Stadt. Mit unendlichem Fleiß überwachte er diegroßen hygienischen Aufgaben, die Einführung der Trichinenschau wurdeobligatorisch und war sein Werk, eigne Lymphbereitung zurPockenschutzimpfung war seine Schöpfung, neben der ständigenTrinkwasserkontrolle und der Gewerbehygiene, die oft auf Abstellung vonGesundheitsschädlichen Einflüssen in den Industriebetrieben drängenmusste, ja man nannte ihn den ?Nürnberger Pettenkofer?, der jagleichzeitig damals in München so segensreich wirkte (man denke nur andie Cholerabekämpfung durch ihn),.-
Wie als Kliniker und nun auch als Hygieniker war Gottlieb in Deutschlandüberall anerkannt. Einen Ruf nach München aber lehnte er wieder ab, als1896 der Leiter des bayr. Medizinalwesens (Kerschtensteiner) gesuchtwurde. So wie 8 Jahre vorher die 2.größte deutsche Stadt versucht hatte,ihn als ihren ersten Kliniker zu gewinnen, so suchte nun der 2.größtedeutsche Staat, ihn als Leiter des gesamten Medizinalwesens zu berufen.Auch bei einer Aussprache konnte der Minister der Innern Frh. v.Feilitsch, ihn nicht von seiner Heimatstadt fortlocken.
Dafür wurde er als Krankenhausarzt immer bekannter und geschätzter, einegroße Consiliarpraxis beschäftigte ihn außer seinen sonstigen Ämtern unddazu war er seit 1886 als Beirat im kaiserlichen Gesundheitsamt inBerlin, seit 1871 Mitglied des Medizinalausschusses tätig, Vorsitzenderder Ärztekammer von 1872 - 1902 und Ehrenmitglied von 12 ärztlichenVereinen. -
In diesem uns gesteckten Rahmen muss ich mich kurz fassen, denn ichhätte ihn als ersten Bekämpfer der Umweltverschmutzung noch schildernmüssen, wie er den Gefahren begegnete der Ultramarinfabriken, derHopfenschwefeldarre und wie er eine Feingoldschlägerei genau so kanntewie eine Bürsten und Pinselfabrik. Seine brillanten Gutachten beruhtenauf der bis ins Kleinste gehenden Kenntnis jedes Betriebes und derBeschäftigung jedes Arbeiters. Eine gewaltige Arbeit als Amtsarzt wurdevon ihm vollbracht und unter seiner tätigsten Mitwirkung entstand dasheutige moderne Nürnberg. Fast auf allen Gebieten war er Autoritätgeworden und nichts zeugt von seiner schier unbegrenzten WirkungssphäreGottliebs als der humorvolle als auch bezeichnende Name, dem man ihmgab: ?Der liebe Gott?.-
Gottlieb war also von der Reichsregierung als Sachverständiger bei denBeratungen der Farben-Eier-Branntwein und anderen Kommissionen imReichsgesundheitsamt und später ständiges Mitglied imReichsgesundheitsrat. Es bleibt uns unfasslich, wie ein Einziger all dasbewältigen konnte, eine Riesenarbeit in einer Stellung, ein Übergewichtund eine Machtfülle für sich in Anspruch nehmend, die keiner vor ihm jebesessen und keiner nach ihm je wird einnehmen können. Auch die Ideeeiner Einrichtung von Lungenheilstätten setzte er in die Tat um(Engelthal).
Ein großartiges Rednertalent zeichnete ihn aus und als er 1904 denVorsitz im Kongress der inneren Medizin führen sollte, ward ihm alsNichtkliniker die höchste Ehre zuteil, deren er sich erfreuen konnte.Mit äußeren Ehren aller Art, mit Titeln und Orden wurde er geradezuüberhäuft, durch den preuß. u. bayr. Staat, Universitäten undwissenschaftliche Korporationen. Zum 70. Geburtstag wurde er zumEhrenbürger seiner Vaterstadt ernannt und außerdem erhielt er denKronenorden des Königsreiches Bayern und damit verbunden denpersönlichen Adel.
Es war kein Wunder, dass er auch zu Hofempfängen geladen wurde undhöchst anschaulich beschreibt er selbst, wie er beim PrinzregentenLuitpold zum Diner empfangen wurde, und wie Prinzessin Adelgunde, dieverwitwete Herzogin von Modena dem Prinzregent Luitpold bei solchenAnlässen zur Seite stand. Wie rundet sich hier doch ein Kreis, wenn manbedenkt, dass gerade die 1845 damals jugendliche bayr. PrinzessinAdelgunde in Modena dem bayr. Forscher von kirchlichen HandschriftenJohannes Merkel, seinem Bruder, die sonst nie allgemein zugänglicheBibliothek ?Estense? aus dem 13. Jahrhundert - als Gemahlin Franz V. -durch ihre Fürsprache eröffnete!
Vieles wäre noch zu berichten, auch über die glückliche Ehe mitGroßtante Emma von der güldenen Aue. Wenn man beide in gleicher Größe(untersetzt) spazieren gehen sah, sprach man von den beiden Turteltauben(z.B. in Streitberg). Doch ich muss nun schließen und füge seinselbstgewähltes Dankeswort an das Schicksal an, das Gottlieb seinerBiographie gab: In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über dirFlügel gebreitet.
Möge diese biographische Skizze uns Nachfahren ein Ansporn sein, inGottlieb von Merkel ein Vorbild von eisernem Fleiß, steterPflichterfüllung verbunden mit einem nie erlahmenden Arbeitswillen zumWohle der Mitmenschen sein auf der Grundlage einer tiefen Religiosität,wie sie bereits die Stiftergeneration beseelte.
Dass Gottlieb von Merkel der Begründer einer in ganz Bayern anerkannten
"Ärztedynastie Merkel?
wurde, kam uns Jüngeren oft zugute. Man bedenke dass in der 3. 4.und 5.Generation in unserer Familie 33 Ärzte bereits wirkten, die für die 6.und 7. Generation sich auf über 40 erhöht, was wohl einmalig sein dürftenicht nur in Bayern.
Möge das Gedächtnis an unsere Ahnen daher immerwährender Anspornbleiben, wie wir es besonders auf unseren jährlichen Familientagen auchzukünftig pflegen wollen.
Friedrich Merkel
25.3.72
Bericht aus Heft 52/2002, Zeitschrift für Rechtsgeschichte - Nachruf(http://sankt-johannis.de/2002/heft52/52_14.htm) (von Albrecht Merkelüber Rainer Volck an Eberhard Brick 5.5.2006):
Dr. Gottlieb, Ritter von Merkel (1835-1921)
Im vergangenen Jahr 2001 fand man in den Kellerräumen der HNO-Klinikim Nordklinikum eine Büste - namenlos. Der Vorsitzende desKrankenhausmuseums Prof. Dr. Dr. Schmidt wurde zu Rate gezogen undkonnte sogleich die personale Identität feststellen: sie ist die Büstedes ersten Direktors Dr. von Merkel des im Jahre 1897 an der Flurstraßeneu errichteten Krankenhauses Nürnberg. Die Büste ist aus weißem Marmorgleich den Marmorbüsten in der Walhalla und mit ihren 70 kg sehrgewichtig. Sie ruht nun seit dem 27. Februar 2002 auf einem Sockel ausTessiner Granit im Eingangsbereich des Krankenhausmuseums. DerNürnberger Bildhauer Winfried Baumann schuf und stiftete den Sockel.Stadtrat Dr. Jürgen Helmbrecht hatte ihn hierzu inspiriert. DerVorsitzende des Krankenhausmuseums Theodor Schmidt brachte bei derVorstellung der Büste eine geraffte Darstellung der Familien- undBerufsgeschichte Merkels:
Gottlieb von Merkel entstammt einer angesehenen NürnbergerKaufmannsfamilie (etwa seit 1650). Die Kaufmannsfamilie Merkel stelltein Nürnberg Ratsschreiber, Bürgermeister, Hochschullehrer usw. DieKinder Gottlieb von Merkeis waren Professoren, Pfarrer,Landgerichtspräsident, Staatsrat im Bayerischen Finanzministerium,Präsident des Landesfinanzamtes in Nürnberg und berufsmäßigesStadtratsmitglied in Nürnberg. Die Familie Merkel ist der größteLeihgeber von kunsthistorischen Objekten an Nürnberger Museen,insbesondere dem Germanischen Nationalmuseum (insgesamt 30.000 Objekte).Der von Jamnitzer geschaffene Tafelaufsatz, eines der wichtigsten Werkedeutscher Gold- und Silberschmiedekunst des 16. Jahrhunderts überhaupt,wird heute als Merkelscher Tafelaufsatz bezeichnet, weil ein Mitgliedder Familie ihn 1806 erwarb (heute im Rijksmuseum Amsterdam).
Gottlieb von Merkel wurde als Sohn des zweiten Bürgermeisters 1835 inNürnberg geboren. Er studierte Medizin an verschiedenen Universitätenund schloss sein Studium als Assistenzarzt am alten städtischenKrankenhaus Nürnberg (im Bereich des heutigen Opernhauses) ab. Er ließsich zunächst als praktischer Arzt in Nürnberg nieder, wurde 1868Ordinarius der Medizinischen Abteilung des alten Krankenhauses. Auf seinDrängen und nach seinen Vorschlägen wurde das neue AllgemeineKrankenhaus an der Flurstraße gebaut. Vorbilder waren andereKrankenhäuser im Pavillonstil, wie z.B. das Krankenhaus Eppendorf inHamburg. Er war Direktor des Nürnberger Krankenhauses bis 1908. Gottliebvon Merkel engagierte sich darüber hinaus für zahlreiche andereEinrichtungen des Gesundheitswesens in Nürnberg. Zu diesem Engagementgehörte u. a. die Errichtung des Nürnberger Schlachthofes, dieEinführung der Trichinenschau, der Bau der Desinfektionsanstalt, derstädtischen Lungenheilanstalt in Engelthal, die Verbesserung derKanalisation- und Wasserversorgung. Gottlieb von Merkel erhieltzahlreiche Ehrungen, wurde Ehrenbürger seiner Heimatstadt und erhieltden Verdienstorden der Bayerischen Krone, der mit dem persönlichen Adelverbunden war.
- Pegnesischer Blumenorden Nr.744
Herr Dr. med. Gottlieb Merkel Sohn von Nr. 309, jüngster Bruder von Nr. 550; k. Medizinalrat und städtischer Krankenhausdirektor; aufgenommen 19. 1. 1886, alte Nr. 743; s. Archiv; seit 1. 1. 1904 Obermedizinalrat, später „von Merkel“; verstorben 1921
1876 Adreßbuch
Untere Thalgasse 20
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