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Familiendaten der
 Paul Wolfgang Merkelschen Familienstiftung Nürnberg

Moses Tardy

männlich 1759 - 1837  (77 Jahre)


Angaben zur Person    |    Notizen    |    Alles    |    PDF

  • Name Moses Tardy 
    • tschechisch Mojžíš geschrieben
    Geburt 31 Dez 1759  Kisar, Szathmarer Komitat Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht männlich 
    Beruf Liebitz an der Cydlina / Libice nad Cidllinou Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Seelsorger
    er gehörte zu einer Gruppe reformierter ungarischer junger Prediger, die aufgrund des Toleranzpatents von Kaiser Joseph 1781 dem möglich gewordenen Ruf nach Böhmen folgten. 
    Beruf 1810  Libice Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Senior (ein Leitungsamt in der Reformierten Kirche) 
    Tod 22 Mrz 1837  Liebitz / Libica bei Podiebrad Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I24072  Paul Wolfgang Merkel
    Zuletzt bearbeitet am 16 Apr 2021 

    Familie Anna Vodnanska,   geb. 1768   gest. 26 Aug 1835 (Alter 67 Jahre) 
    Kinder 
     1. Gerson Tardy
     2. Samuel Tardy,   geb. 20 Okt 1790, Libica Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 8 Apr 1868, Boschin bei Nymburk Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 77 Jahre)
    +3. Joseph von Tardy,   geb. 14 Mrz 1799, Libitz bei Kolin in Böhmen Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 26 Apr 1874 (Alter 75 Jahre)
     4. Moses (Mojžíš) Tardy,   geb. 16 Sep 1805, Libica Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 18 Sep 1858 (Alter 53 Jahre)
     5. Stephan (Stepan) Tardy
    Zuletzt bearbeitet am 15 Jan 2020 
    Familien-Kennung F10439  Familienblatt  |  Familientafel

  • Notizen 
    • Moses Tardy tschechisch Mojžíš geschrieben;

      Moses Tardy, der wegen des Kaiser Josephs Toleranzpaten 1781 von Ungarn nach Böhmen kam, führte meines Wissens kein „von“ sondern das „y“ am Ende des Namens, das ist das ungarische „von“.

      Hermann von Tardy über die Situation in Böhmen ab 1781 in einem Vortrag in Elberfeld 1865
      Nach Konstituierung sämtlicher Gemeinen waren vier Fünfteile der Evangelischen in Böhmen reformiert, ein Fünfteil lutherisch. Wie sehr man an dem reformierten Bekenntnis und reformierter Ordnung hielt, erhellt noch aus einem andern Umstande. Nirgends waren reformierte Kandidaten zu finden als nur unter den Magyaren5 in Ungarn. Doch fanden sich nur zwei unter ihnen, die der böhmischen Sprache mächtig waren. Alle anderen sprachen nur magyarisch und lateinisch. Doch nahmen die Gemeinen mit Freuden lieber den reformierten Magyaren, der kaum einige Brocken böhmisch auf seiner Reise aus Ungarn aufgesammelt hatte, als den lutherischen Slovaken, der ihnen gleich in ihrer Muttersprache zu predigen verstand, der aber zu ihnen kam mit Chorhemd, Lichtern und Kruzifix. In den Jahren 1782 und 1783 kamen 37 reformierte Magyaren nach Böhmen, von denen 35 böhmisch nicht sprachen und nicht verstanden. Unter ihnen war auch mein Großvater Moses de Tardy, einst reformierter Pastor und Senior zu Libitz bei Podiebrad. Sie verheimlichten sich die Schwierigkeiten nicht, die sich ihnen entgegenstellten: die fremde Sprache, das fremde Land mit fremdem Klima, die verschiedene Lebensweise, die Armut der Gemeinen, den großen Unterschied ihrer gesellschaftlichen Stellung – man muß daran denken, daß sie meistens der ungarischen Adelsklasse, den nobiles, angehörten; welche Freiheiten aber und Rechte ein ungarischer Edelmann vor 1848 besaß, ist kaum glaublich. Und nun kamen diese in ein Land, wo sie in Unterordnung leben und wirken mußten, wo sie öffentlich beschimpft und mit Kot beworfen wurden und Gefahr liefen, gesteinigt zu werden. Mein Großvater hielt im Jahre 1836, ein Jahr vor seinem Heimgange, seine Abschiedspredigt; in derselben erwähnte er jener ersten Zeit und sagte: „Die Unkenntnis der Sprache machte unsere Lage vor allem schwierig, besonders weil die ungarische Sprache von der böhmischen grundverschieden ist. Dazu kam nun noch die Unbekanntschaft mit dem hiesigen Recht, den hiesigen Sitten und Gewohnheiten; in Freiheit waren wir aufgewachsen, gleichsam ohne Gesetz, jetzt sollten mir in Unterwürfigkeit leben, und andere Arten und Weisen uns angewöhnen.“ In einer Notiz vergleicht er seine Stellung mit einer schrecklichen Gefangenschaft und bittet Gott um Gnade und Kraft, sie geduldig zu ertragen. Manche ertrugen sie nicht und gingen wieder zurück. Die meisten aber hielten aus an dem Posten, wo sie Gott zu seinen Wächtern hingestellt hatte.

      Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich Bd.43 S.73
      Moses (geb. im Dorfe Kisar im Szathmárer Comitate Ungarns 1759, gest. zu [74] Libica nächst Podiebrad in Böhmen am 22. März 1837) verließ 1783, als nach Erlaß des Toleranzpatentes durch Kaiser Joseph II. in Böhmen evangelische Gemeinden sich bildeten, denen es jedoch an Predigern fehlte, sein Vaterland Ungarn und ging nach Böhmen, wohin um jene Zeit bereits viele ungarische protestantische Geistliche sich begeben hatten, um den neuen Gemeinden ihrer Confession das Wort Gottes zu predigen und überhaupt priesterliche Hilfe zu leisten. Obwohl aus der ganzen Zahl dieser Prediger nur drei der ?echischen Sprache mächtig waren, so ließ sich doch keiner der übrigen dadurch beirren, sondern jeder eignete sich in seiner Gemeinde auch deren Sprache allmälig an. Moses von Tardy übernahm das Predigeramt zu Libica nächst Podiebrad, wo er sich bald auch bei den übrigen Confessionen beliebt machte. Er blieb in Libica, wo er im Jahre 1810 die Seniorswürde erlangte. Fünf von seinen Söhnen aus seiner Ehe mit Anna Antas aus Bošin traten in die Fußstapfen des Vaters und widmeten sich dem evangelischen Kirchendienste. Moses Tardy’s literarische Thätigkeit beschränkt sich auf die Herausgabe des „Malý bratrský kancionál“, d. i. Kleines Brüder-Gesangbuch. Er starb im Alter von 78 Jahren. –