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Familiendaten der
 Paul Wolfgang Merkelschen Familienstiftung Nürnberg

Johann Michael Schnetzer

Johann Michael Schnetzer[1]

männlich 1809 - 1881  (71 Jahre)

Angaben zur Person    |    Medien    |    Notizen    |    Quellen    |    Alles    |    PDF

  • Name Johann Michael Schnetzer 
    Geburt 12 Nov 1809  Wiggensbach,,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht männlich 
    Beruf Käsehändler 
    Tod 01 Jan 1881  Thingers,,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I12918  Paul Wolfgang Merkel
    Zuletzt bearbeitet am 29 Mai 2004 

    Vater Franz Josef Schnetzer,   geb. 02 Jul 1788, Lautrach,,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 19 Mrz 1837, Lautrach,,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 48 Jahre) 
    Mutter Victoria Mayer,   geb. 08 Apr 1782, Wiggensbach,,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 14 Nov 1833, Hartnagel,,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 51 Jahre) 
    Eheschließung 07 Feb 1809  Wiggensbach,,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Familien-Kennung F5502  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie Maria Josepha Riedmüler,   geb. 10 Mrz 1817, Neustadt,KE,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 31 Dez 1880, Thingers,,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 63 Jahre) 
    Eheschließung 08 Mai 1836 
    Kinder 
     1. Wilhelm Schnetzer,   geb. 22 Mrz 1839, Neustadt,KE,,,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 20 Mai 1906 (Alter 67 Jahre)
    Zuletzt bearbeitet am 29 Mai 2004 
    Familien-Kennung F5510  Familienblatt  |  Familientafel

  • Fotos
    Personenbild
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    Schnetzer, Johann Michael 1890-1881, "Kemptner Schnetzer" ; aus "Die Schnetzer", Otto Schnetzer / Manfred Ley zum Schnetzertag am 20./21. Mai 2000 in München

  • Notizen 
    • Ley, Manfred: Die Schnetzer, 3. Auflage, zum Schnetzertag am 20./21. Mai 2000 in München; Seite 5: Grundbesitz in Thingers, Gründer der Firma J. M. Schnetzer;
      Schnetzertag, Seite 12-13:
      Aus: "Kemptner Stadtgeschichte" - Ralf Lienert
      Allgäu 1848
      JOHANN MICHAEL SCHNETZER geißelt Zensur und sozialeUngerechtigkeiten.
      Kemptner Käsehändler und Ökonom steht im Zentrum derRevolution.

      1848 schwappte die Revolution über den Rhein nach Deutschland und erschütterte auch Bayern. Auch im Allgäu fielen die liberalen Gedanken auf fruchtbaren Boden. Vor 150 Jahren: Am 27. März 1848 ergreift der Kemptner Johann Michael Schnetzer im Landtag in München das Wort: „Wessen Brust hebt sich nicht höher und höher bei dem Gedanken der Freiheit nach so langer Knechtschaft? Soll diese Frei­heit aber wachsen, soll sie gedeihen, muß ihr als erster und oberster Grundsatz Gerechtigkeit zur Seite stehen." Der liberale Politiker ist bekannt für offene Worte. Mehrfach geißelt er Pressezensur und soziale Ungerechtigkeiten.
      Am 11. April nimmt der damals 38 jährige eine von 650 Kemptnern unterschriebene „Adresse" mit nach München und erklärt: „Ich verlange kein Einkammersystem, denn das Zweikammersystem hat sich in dem Lande der freiesten Verfassung der Erde, in Nordamerika, als bewährt gezeigt."
      Doch wie kommt es zu diesen geradezu aufrührerischen Appellen? Der Floßmeistersohn ist seit Ende der 30er Jahre politisch aktiv und sitzt ab Dezember 1845 als Abgeordneter in der zweiten Kammer.
      Der Käsehändler und Ökonom ist geprägt von den Gedanken Friedrich Lists: Ausweitung des Zollgebiets, Abschaffung von Straßen- und Wasserzöllen, volle Freiheit des Verkehrs im Deutschen Bund sowie Auflösung des Zunftzwangs.
      Bereits am 2. Dezember 1847 tritt er für die Pressefreiheit ein: „Der deutschen Nation sind Fesseln angelegt; ihr Sprachorgan, die Presse, ist geknebelt. Ein Teil der öffentlichen Blätter ist bis zur entwürdigendsten Schmeichelei herabgesunken." Dann kommt die französische Revolution und breitet sich im März 1848 auch über Deutschland aus. Im Allgäu werden stürmische Forderungen nach freiheitlichen Staatseinrichtungen und einem starken und einigen Reich laut. Schnetzer tritt für direkte Wahlen ein, damit neben Adel und Besitztum auch Arbeit und Intelligenz im Parlament vertreten sind.
      Am 12. Mai 1848 verlangt er mehr Gerechtigkeit für sozial Schwache und eine Abschaffung der Bodenzinse (Zehnt). Das Ende der standes- und gutsherrlichen Gerichtsbarkeit, die Trennung von Justiz und Verwaltung sowie die staatsbürgerliche Gleichstellung der Juden waren weitere Anliegen.
      Wer war dieser aufmüpfige Allgäuer? Johann Michael Schnetzer kommt am 12. No­vember 1809 als ältestes von 14 Kindern in Härtnagel zur Welt. Die Familie stammt ursprünglich aus Lautrach und sein Vater betreibt eine Flößerei. Dieses Speditionsgewerbe erlernt auch der junge Johann Michael, ehe er am 5. Mai 1836 die Melbers-(Mehlhändlers-)tochter Maria Josefa Riedmiller (1817 - 1880) heiratet. Ein Jahr später stirbt sein Vater und Johann Michael nimmt alle Geschwister in seinem Gut Thingers auf.
      Volksverein

      Im Herbst 1848 wird der Kemptner Rechtsrat Balthasar Waibel als Nachfolger Schnetzers in den Landtag gewählt. Doch dieser bleibt weiter politisch aktiv und wird am 20. Januar 1849 an die Spitze des neu gegründeten Volksvereins gewählt. Viele der 300 Mitglieder besuchen die Versammlungen in der „Stadt Hamburg". Zweimal in der Woche diskutieren sie dort über die Einführung der Grundrechte.
      Ende Januar beklagt Schnetzer in einem Schreiben nach München, „daß die bayrische Staatsregierung kein aufrichtiges Verhältnis zur deutschen Einigung habe", da sie die Grundrechte nicht sofort als Gesetz verkündet habe. Somit habe die Regierung den Boden des Rechts verlassen.
      Am 6. Mai 1849 versammeln sich mehr als zehntausend Menschen zu einer großen Volksversammlung in Kempten. Auf dem Holzmarkt singen sie Vaterlandslieder und lauschen zahlreichen Rednern.

      Aufständische Provinz

      Doch schon wenig später vollzieht sich ein völliger Umschwung der politischen Verhältnisse und der bayrische Staat antwortet mit harten Strafen. Am 26. Juni wird das Korps Flatow in Marsch gesetzt. Der General betrachtet das Allgäu als aufständische Provinz -„rote Republikaner und Gesindel" - und will fürchterliche Rache an den Revolutionären nehmen. doch diese ziehen sich rasch in die Berge zurück. Im August 1849 gibt das königlich bayrische 11. Infanterieregiment, das mit 11000 Soldaten in Kempten sitzt, der Lindauer „Depothalbdivision" Befehl, Kemptner Freischärler, darunter Käsehändler Schnetzer, Redakteur Dannheimer, Kaufmann Bail und „Sieben-Hansen-Wirt" Schwarz zu verhaften.
      Diese verstecken sich derweil auf einer Alpe am Hochgrat. Als die Zeit der Volks- und Märzvereine zu Ende geht, wagen sich die Flüchtigen wieder nach Hause.
      Der liberale Politiker kümmert sich zunächst um sein Gut Thingers. Mit 100 Stück Vieh und 200 Tagwerk Weideland betrieb er eine profitable Landwirtschaft. Gleichzeitig baute er seinen Käsehandel aus, der von seinem Sohn Wilhelm (1839 - 1906) fortgeführt wurde.

      Altkatholische Gemeinde

      Doch die Politik läßt ihn nicht los. 1859 wirkt er im deutschen Nationalverein mit, der bis nach dem Feldzug 1866 besteht. 1867 wird Johann Michael Schnetzer zum Vorsitzenden des „Allgemeinen Volksvereins" gewählt. Die liberale Vereinigung hatte ihren Sitz im Landhaus. In diesem Haus versammeln sich am 14. April 1870 auf Einladung von Schnetzer und seinem Freund Bail 33 Kemptner, um unter Führung von Kaufmann Otto Rist den „Verein von Katholiken zur Erhaltung des alten Glaubens", die altkatholische Gemeinde zu gründen.
      Am 31. Dezember 1880 stirbt Maria Josepha Schnetzer und einen Tag später folgt ihr Mann Johann Michael. Der altkatholische Pfarrer Dr. Adolf Thürlings würdigte ihn: „Religion, Humanität, Vaterlandsliebe und Freiheitsinn waren in ihm zu einem harmonischen Ganzen verschmolzen."
      Die Familie Schnetzer ist auch heute noch fest in der Kemptner Gesellschaft verankert. Urenkel Otto Schnetzer (92) verwahrt noch heute die Landtagsreden seines bekannten Vorfahren und einen Pokal. Diesen erhielt der Abgeordnete 1846 nach seinem Einzug in den Landtag von einem Komitee von 106 Kemptner Bürgern. Damals bezeichnete er die Verfassung als unschätzbares Kleinod des bayrischen Volkes.

      Aus: "Kemptner Stadtgeschichte" - Ralf Lienert

  • Quellen 
    1. Ley, Manfred: Die Schnetzer, 3. Auflage, zum Schnetzertag am 20./21. Mai2000 in München.